Klimawandel: Land- und Forstwirtschaft Teil der Lösung
Holzkraftwerke bekämpfen Klimawandel: Rasch Regelung bei Tarifen finden
Bäuerinnen und Bauern sind von den Folgen des Klimawandels als erste, direkt und in extremer Form betroffen, wie nicht zuletzt der extrem trockene Sommer 2018 gezeigt hat. Hauptverursacher der Wetterkapriolen ist die Verbrennung fossiler Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas und die damit verbundene Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre. Wie jüngst sowohl der Weltklimabericht als auch der EU-Umweltrat unter österreichischer Leitung festgestellt haben, ist es allerhöchste Zeit zu agieren und den Einsatz fossiler Energieträger drastisch einzuschränken.
"Es ist jetzt an der Zeit wirklich zu handeln und nicht mehr darüber zu reden. Wir haben noch ein Zeitfenster von einigen wenigen Jahren wo wir wirklich das umsetzen müssen, was wir uns vorgenommen haben. Wenn wir dieses Zeitfenster jetzt verstreichen lassen, dann wird die Welt wieder ganz anders aussehen als wie wir sie heute kennen. Diese 1,5°C oder 2°C, die wir im Paris-Ziel festgemacht haben, sind ja schon sehr unterschiedlich, aber was jenseits der 2°C liegt, wollen wir uns gar nicht vorstellen", so Hannes Schwaiger.
Die Land- und Forstwirtschaft ist aktiver Teil der Lösung und kann die Folgen des Klimawandels abschwächen, wenn sie erneuerbare CO2-neutrale Rohstoffe und Lebensmittel produziert. Aber auch die Konsumenten können einen beachtlichen Teil zur Reduktion von CO2 beitragen, indem sie regional einkaufen.
Von extremen Wetterperioden, wie dem heißen und trockenen Sommerhalbjahr 2018, ist der Wald besonders betroffen. Eine enorme Schädlingsvermehrung führte zum großflächigen Absterben breiter Waldregionen in vielen Teilen des Landes. Die derzeit wichtigste Bekämpfungsmaßnahme ist die rasche Beseitigung von Borkenkäferholz aus dem Wald. Nur ein gesunder, klimafitter Wald kann der Gesellschaft neben dem klimafreundlichen Produkt Holz noch weiteren vielfältigen Nutzen bieten, wie Erholung, Schutz vor Lawinen oder Erdrutschen und Ausgleich für negative Klimafolgen.
Der Klimawandel wird vermehrt zu längeren großflächigen Trockenphasen oder auch Starkniederschlägen und Überschwemmungen führen. Solche extremen Wetterereignisse können zu verminderten Ernten und letztlich zu einer sinkenden Selbstversorgung Österreichs bei wichtigen Lebensmitteln führen. Damit die Bevölkerung jedoch auch in Zukunft mit regionalen Lebensmitteln optimal versorgt werden kann, muss die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung neuer klimaangepasster Pflanzensorten schaffen. Darüber hinaus muss in jenen Gebieten, die von der Trockenheit besonders bedroht sind, der Aufbau einer modernen Bewässerungsinfrastruktur unterstützt werden.
"Wir reden seit Jahren über die Veränderungen, wir wissen, dass es sattfindet, aber wenn es letztendlich darum geht konkret Dinge vorzugeben, die natürlich nicht ganz umsonst sind, die Schmerzen verursachen, die auch einen Mehraufwand bedeuten und Kosten verursachen, kann es nicht permanent billiger werden. Diese Wahrheit ist aus meiner Sicht zumutbar, wenn wir konkret und nachhaltig etwas tun wollen, damit die Klimaveränderung nicht in dieser Geschwindigkeit weitergeht und letztendlich für die kommenden Generationen zu unüberwindbaren Situationen führt.", fordert LKO Präsident Josef Moosbrugger.
Ursachen des Klimawandels
Hauptverantwortliche für den Klimawandel sind anthropogene THG Emissionen (durch Kohle, Öl, Gas und Zementproduktion), wobei China, die USA und die EU die größten Produzenten dieser Emissionen sind. Eine große Rolle spielt aber auch unser Konsumverhalten.
Veränderungen durch den Klimawandel in Österreich
Die Land- und Forstwirtschaft sind Hauptbetroffene des Klimawandels. Trockenheit, Hitze, aber auch sinnflutartige Regenfälle, die zu Überschwemmungen geführt haben – all das schädigt langwirtschaftliche Kulturpflanzen. Während sich viele der angebauten Pflanzen nicht rasch genug an das schnell wechselnde Wetter anpassen können, stellen sich Insekten flinker um. Neue Schadorganismen treten immer häufiger auf, wie zum Beispiel der Borkenkäfer oder Derb-Rüssler, die sich dem Klimawandel anpassen und damit zu massiven katastrophalen Auswirkungen führen. In allen Bereichen sehen wir, dass die landwirtschaftliche Produktion betroffen ist und es im Endeffekt zu einem Ausfall vom Großteil der Ernte kommen kann.
Ernteausfälle bedeuten fehlende Naturalerträge oder Qualitätseinbußen. Im Falle von Tierkrankheiten kann es zum Verlust des gesamten Tierbestandes kommen. Im pflanzlichen Bereich gibt es Ausfälle, die gehen von 40 – 50% bis sogar 100%, wo ein Totalausfall gegeben ist. Das sieht man besonders gute am Beispiel der Zuckerrübe, bei der durch das Auftreten des Derb-Rüsslers in einzelnen Betrieben in gewissen Regionen die gesamte Rübenernte ausgefallen ist. Österreichweit fehlen ein Vierten der konventionell angebauten Rüben und drei Viertel der österreichischen Bio-Rübe fehlt durch diesen Schädling.
In den nächsten Jahren werden wir höchstwahrscheinlich mit einem Temperaturanstieg rechnen müssen. Seit 1880 ist die Jahresdurchschnittstemperatur um 2°C gestiegen, wobei sie 2100 um ganze 4°C gestiegen sein wird. Außerdem ist mit einer Verlängerung der Vegetationsperioden und einer höheren Evapotranspiration (Gesamtsumme des Wasserverlustes in einem Gebiet an die Atmosphäre) zu rechenen. Nach einer Verschiebung der Niederschlagsmenge, wird diese einen generellen Anstieg aufzeigen, während sie im Winter zu- und im Sommer abnimmt. Unter anderem hat die Bevölkerung Österreichs in Zukunft mit zunehmenden Wetterextremen wie Sturm, Überflutungen, Hagel und Dürreperioden zu rechen.
Lösungsansätze
"Natürlich sind Bäuerinnen und Bauern selber gefordert, am eigenen Betrieb mit der richtigen Sortenwahl, mit ackerbautechnischen Maßnahmen diese Herausforderungen der Trockenheit zu bewältigen. Es kann aber auch jeder in der Bevölkerung einen Beitrag leisten. Einerseits sich bewusst zu sein wo man einkauft, also regionale Lebensmittel zu kaufen und bewusst darauf zu schauen wo es herkommt. Ein weiterer Punkt ist der Verkehr und andere Bereiche auf die wir Einflussmöglichkeiten haben, sich bewusst zu sein Unnotwendiges zu unterlassen und damit einen Beitrag zur Reduktion zu leisten."
- Josef Moosbrugger
"Es braucht für die Aufrechterhaltung der flächendeckenden Landwirtschaft neue Antworten, wir brauchen standardangepasste Sorten und Arten. Das heißt Forschung, Züchtung und Anerkennung im pflanzlichen und tierischen Bereich. Wir brauchen im Sinne des Risikomanagements auch produktionserhaltende und produktionssichernde Maßnahmen für die Landwirte. Wir brauchen Ausfallsunterstützungen wenn es zu Produktionsausfällen kommt. Und gelingen kann das ganze nur wenn alle, jeder einzelne von uns, seine Verantwortung wahrnimmt im gesamten Konsumverhalten. Das heißt bei Lebensmitteln die regionale und saisonale Beachtung finden. Und beim Verkehr, der einer der größten Verursacher insgesamt ist, auch überlegen wie wir das machen. Eine durchschnittliche Flugreise von Wien mit ca. drei Stunden verbraucht eine Tonne CO2 pro Person. Wenn Sie das hochrechnen mit den Passagierzahlen, kommen Sie auf um die Hälfte mehr als die Landwirtschaft beiträgt, allein was der Flugverkehr ausmacht."
- Dipl.-Ing. Karl Bauer
"Die Lösungsansätze für die Forstwirtschaft sind dahingehend, dass man sich in Richtung Baumartenwahl umorientieren muss. Man muss einfach vom Brotbaum, von der Fichte weg zu anderen Nadelholzarten, zum Beispiel Lerche, Tanne usw. oder eben auch zu Laubholz, das wahrscheinlich ein bisschen widerstandfähiger sein wird."
- LKR Franz Fischer
"Um dem Klimawandel zu trotzen bauen wir auf unserem Betrieb Begrünungen an. Diese stehen draußen am Feld, bedecken den Boden, sind grün, ernähren die Bodelebewesen und ernähren die Insekten. Diese Pflanzen frosten über den Winter ab und stehen dann am Feld zur Verfügung. Wenn der Regentropfen zu Boden fällt, wird er über diese organischen, abgefrosteten Pflanzen gebremst und kann langsam in diesem belebten und aktiven Boden versickern. In diese Begrünung baut man dann im Frühjahr die Hauptkultur an, die dort wachsen soll und somit haben wir dann einen Erosionsschutz. So wird der beste Boden nicht weggeschwemmt und das Wasser bleibt am Feld. Dadurch ist der Boden mit dieser Masse bedeckt und kann nicht so schnell austrocknen."
- Lorenz Mayer
"Seit 1990 hat die Landwirtschaft durch gezielte Maßnahmen und Effizienzsteigerungen den Treibhausgasausstoß, als einer der wenigen Sektoren, um ganze 14% senken können, während der Verkehr im gleichen Zeitraum um 67% zugenommen hat. Diesen Rückgang von 14% verdanken wir dem Bewusstsein für Nachhaltigkeit, das in der österreichischen, bäuerlich strukturieren Landwirtschaft in ihrer Vielfalt eine sehr große Rolle spielt. Es wird in Generationen gedacht und es wird dabei auch auf die Lebensgrundlage Boden und die Tierhaltung dementsprechend Rücksicht genommen."
- Dipl.-Ing. Karl Bauer
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Es informierten
- Dipl.-Ing. Dr. Hannes Schwaiger, Joanneum Research, LIFE Zentrum für Klima, Energie und Gesellschaft
- Dipl.-Ing. Mag. Gudrun Senk, Wien Energie, Prokuristin, Leiterin Asset-Entwicklung und -Management sowie Forschung
- LKR Franz Fischer, Waldbesitzer
- Dipl.-Ing. Karl Bauer, Landwirtschaftskammer Österreich, Abteilungsleiter Agrar- und Regionalpolitik, Bildung und Beratung
- Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich
Moderation
Dipl.-Ing. Martin Kugler, Chefredakteur Universum Magazin
Datum: Montag, 15. Oktober 2018
Ort: Landwirtschaftskammer Österreich, Wien
Zitate
"Die Auswirkungen des weltweit stattfindenden Klimawandels, der weltweit auch ausreichend wissenschaftlich untersucht und belegt ist, sind auch in Österreich längst allgegenwärtig."
"Wir suchen die Zukunft für eine versorgungssichere erneuerbare Energie im Wachstum der Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft"
"Wir leben auf Kosten der Umwelt, somit auf Kosten der Nachhaltigkeit und eigentlich auf unsere eigenen Kosten. Das kann keine Zukunft sein."
Downloads
- Abstract: Schwaiger (132 KB)
- Abstract: Bauer (137 KB)
- Abstract: Fischer (108 KB)
- Abstract: Senk (116 KB)
- Presse: Bauernjournal November 2018 (640 KB)
Weiterführende Links
- Österreichischer Biomasse-Verband
- proHolz
- Verband der Holzwirte Österreichs
- oesfo - Ökosoziales Forum
- Land- & Forstbetriebe Österreich
- Österreichische Energie Agentur
- Abina - Arbeitsgemeinschaft Biomasse-Nahwärme
- LK Steiermark: Kostenvergleich - Holzheizen
- LK Burgenland: Was der Klimawandel für unsere Wälder bedeutet
- Biosa - Biosphäre Austria
- Global 2000
- Das österreichische Klimaportal
- Telemotion Filmproduktion: Der ländliche Raum
- Österreichisches Umweltzeichen
- Mutter Erde: 2° sind mehr, als du denkst
- Naturfreunde: Zwei Grad sind zu viel!
- Global 2000: Erneuerbare Energien und Klimaschutz
- Global 2000: Klimwandel
- Umweltdachverband: Klima, Energie & Ressourcen
- Europäisches Parlament: Das EU-Klimapaket
- RIS: Österreichisches Klimaschutzgesetz
- Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus: klimaaktiv
- LK Steiermark: Qualitätsbrennstoffe aus Biomasse (2,3 MB pdf)
- LK Niederösterreich: Biomasse - Heizerhebung 2017 (1,2 MB, pdf)
- LK Steiermark: Energiedienstleistung (6,6 MB, pdf)
- LK Salzburg: Details zum Dürrehilfspaket festgelegt
- LK Salzburg: Hitze, Allergien und tropische Schädlinge
- LK Vorarlberg: Heizen mit Holz
- LK Wien: Dürre 2018